Was taugt eine billige Grabgabel?

Ich hab’s getan. Allen Weisheiten (Wer billig kauft, kauft zweimal) zum Trotz, konnte ich diesem Angebot nicht widerstehen. Eine billige Grabgabel von Freund-Victoria* für gut 10 Euro! Nicht viel verloren, falls sie nichts taugt. Und die leise Hoffnung, dass dieser Hersteller auch im low cost-Bereich halbwegs passable Qualität bietet.

 

Meine Erwartungen an eine billige Grabgabel:

In der Preisklasse erwarte ich keine superhochwertigen Produkte, so viel gleich vorweg. Aber vielleicht ein halbwegs taugliches Etwas für den normalen, bestimmungsgemäßen Gebrauch im Hausgarten? Die Rezensionen auf Amazon waren zwiespältig. Entweder Top oder Flop – dazwischen eher nix.
Ich verwende die Grabgabel in erster Linie, um damit in den Boden zu stechen und ihn dann durch moderate Hin- und Herbewegung zu lockern. Sei es nun zur Bodenlockerung als Selbstzweck oder um bspw. Wurzelwerk freizulegen. In meinem Gartenboden gibt es Steine, er ist auch eher lehmig, zumindest in tieferen Schichten. Mein bisherigen Grabgabeln würden mir wahrscheinlich heute noch gute Dienste erweisen, wenn sie nicht zweckentfremdet worden wären. Große, schwere Steine raushebeln macht auch den stärksten Grabgabelstiel mürbe…

Mein erster Eindruck:

Ähm, auf dem gelb-roten Aufkleber am Stiel steht dick und fett ‚Abt Standard‘. Wie nun, doch nicht Freund-Victoria? Ein bisschen Recherche später sieht es danach aus, dass dieser Hersteller eine Produktlinie unter diesem Label vertreibt, sowohl im Globus-Baumarkt, als auch bei Amazon selbst laufen exakt diese Teile zumindest unter Freund-Victoria. Ist ja auch ziemlich schnuppe, was da drauf steht, entscheidend ist ja, was das Ding kann.
Da ist der zweite Eindruck durchaus positiv. Der Holzstiel ist relativ gut verarbeitet und das eigentliche Gabelteil wirkt zwar mit der silbernen Lackierung ein bisschen billig, aber das wirkt nur so. Denn die Zinken sind überraschend stabil, wirken auf mich nicht so, als ob sie sich so einfach verbiegen würden, wie dies bei den Amazon-Rezensionen geschildert wurde. Ist natürlich möglich, dass es doch kein identisches Modell war oder sie wurde einfach überstrapaziert. Das, was ich erhalten habe, hat meine Erwartungen jedenfalls übertroffen, zumindest auf den ersten Blick.

Erster Einsatz: Wurzelwerk lockern

In der Efeu-Ecke hatte die neue Grabgabel ihren ersten Einsatz. Dort stand ein Bäumchen. Eins, das der Wind oder Vögel gebracht hatten und mein liebstes Bestimmungsbuch verriet mir schnell, dass es sich dabei um eine Robinie handelt. Kurzes Abwägen – die Robinie sammelt Stickstoff im Boden, andererseits ist sie in allen Teilen giftig und breitet sich gerne aus… bitte nicht hier. Ich hatte schon versucht, sie mit dem Spaten allein rauszumachen, das hat aber nicht geklappt, denn die Wurzeln ließen sich mit dem Spaten nicht durchstechen und mit der Schere war nicht ranzukommen. Mit der Grabgabel hab ich also die Erde direkt um den Stamm herum gelockert, dabei die Wurzeln zwischen die Zinken genommen und soweit freigelegt, dass ich sie mit der großen Astschere durchschneiden konnte. Ich hab der Versuchung widerstanden, mit der Grabgabel zu hebeln wie dolle, denn, siehe oben…
Resultat: erste Probe mit Bravour bestanden, zweiter Eindruck immer noch positiv.


Update 14.03.2018

Zweiter Einsatz: Boden lockern

Ein Stück Beet war über Winter bedeckt mit Zweigen und sonstigen Gartenabfällen. Zwischendurch aber immer noch ein paar fette Grasbüschel und insgesamt wirkte der Boden ziemlich schwer und dicht. Dazu war er vom Regen gut nass, bei lehmigem Boden DIE Chance, ihn zu bearbeiten. Also mit der Grabgabel eingestochen, ein bisschen hin und hergewackelt und ein Stück weiter nochmal. Nicht besonders anstrengend, aber sehr effektiv. Die Grasbüschel lassen sich komplett rausziehen, die Regenwürmer bleiben verschont und suchen sich ein neues Plätzchen direkt nebenan. Das macht sie gut, die Grabgabel!

Dritter Einsatz: Goldlack und Kanadische Goldrute ausgraben

Mitten in diesem Beet hat sich ein sehr schöner Goldlack angesiedelt… da gehört er aber nicht hin! Mit der Grabgabel unter die Wurzeln gestochen und raus war er. Der Goldlack durfte einen neuen Platz im hinteren Gartenbereich beziehen, die Grabgabel ein kleines Stück nebendran ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Eine ziemlich üppige kanadische Goldrute sollte ebenfalls an der Stelle raus und im hinteren Gartenbereich einen neuen Platz finden. Sie war im letzten Jahr schon sehr üppig, der Wurzelballen hat sicher gut 40 cm Durchmesser und etwa die gleiche Tiefe. Hier musste der Spaten mit dazu, die Grabgabel einmal rundum zum lockern, dann mit dem Spaten drunter zum rausheben. Hier und auch am neuen Goldlackplatz waren große Steinbrocken im Boden – klar, dass ich dann stoppe und ein Stückchen nebendran nochmal probiere.


Vierter Einsatz: Efeu- und Brombeerwurzeln ausgraben (30. und 31.03.2018)

Weitere zwei Tage im Dauereinsatz: einige Brombeerwurzeln und ziemlich viel Efeuwurzeln hab ich mit Hilfe der Grabgabel rausgemacht. Immer wieder an den Wurzeln entlang die Erde gelockert, immer tiefer, bis ich die Wurzeln mit den Händen greifen und hochziehen konnte. Zwischendrin waren Steine und Ziegelbrocken. Der Boden war nass, teils sandig aber zum Teil auch schwer und lehmig.

efeuwurzeln
Ein Teil der ausgebuddelten Efeuwurzeln

Fazit bisher: Absolut brauchbar. Kein Zinken verbogen, kein Knacken im Stiel und angenehm in der Handhabung.

Update nach gut einem Jahr im Einsatz (Mai 2019)

Sie lebt immer noch. Was eben so im Gartenjahr anfällt, Erde lockern, einen Liguster ausgraben, weitere gut versteckte Efeu- und Brombeerwurzeln an die Oberfläche bringen hat sie mit Bravour gemeistert. Und ich gestehe, ich hab auch ein paar Sandsteinbrocken mit ihrer Hilfe gefühlvoll angehoben. Bisher hab ich den Kauf nicht bereut.

Weiteres wird sich zeigen, ich halt euch auf dem Laufenden!

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