Mach’s weg!!! Ein Neophyt!!!

Derweil sich ein Teil der deutschen Eigenheimbesitzer die Gärten mit Vlies und Schotter vermeintlich pflegeleicht verunstaltet, während sich andere mit Thujen und Kirschlorbeer grün einmauern, ziehen ambitionierte Neugärtner mit Bestimmungs-App und passender Gartengruppe verWLANt durch ihre Grundstücke und fotografieren jedes bisschen Grün, das aus dem Boden sprießt oder dort schon angesiedelt ist. Heimisch oder nicht heimisch? Das ist hier die Frage. Denn das ist DAS Kriterium, das über ex oder hopp entscheidet.

Was sind Neophyten?

Nur was vor Christopher Columbus‘ Entdeckung der neuen Welt (1492) schon hier siedelte, sind Archaeophyten. Das sind nach Lesart einiger Hardliner ‚die Guten‘. Alles andere sind furchtbar böse NEOPHYTEN, die man ausmerzen, ausrotten und unbedingt vernichten muss. Doch so einfach sollte man es nicht betrachten. Oftmals wurden diese Pflanzen gewollt eingeführt. Sie zierten die Gärten der Reichen oder sollten als Nahrung die Speisepläne bereichern. Die Kartoffel und die Tomate beispielsweise kamen aus der neuen Welt. Die sind aber eher nicht gemeint. Weil sie (vermeintlich) nicht INVASIV sind.

Was ist invasiv?

(lateinisch invadere „einfallen, eindringen“)

Als invasiver Neophyt gilt eine Pflanze dann, wenn sie aus einem anderen Lebensraum eingebracht wurde (absichtlich oder unbeabsichtigt) und Grund zur Annahme besteht, dass sie ursprünglich ansässige Pflanzen verdrängt. Nun verdrängt aber nicht jede Pflanze, die irgendwo aus dem Rest der Welt kommt, sämtliche heimische Fauna und Flora. Nur etwa 10% Prozent der Pflanzen kann sich überhaupt an einem neuen Standort etablieren. Davon wiederum werden 10% zum Problem, also eine von hundert. Aber was kann denn neue Pflanzen überhaupt problematisch machen?

Verbreitung

Zum Problem können Pflanzen werden, wenn sie sich stark verbreiten. Der Verbreitungsdrang ist nicht unbedingt ein Privileg der Neophyten. Wer sich mal in der Umgebung von Heckenrosen, Holunder oder Hartriegel umschaut, wird ebenfalls jede Menge Sämlinge davon finden. Wie stark sich Pflanzen tatsächlich in der Umwelt verbreiten hängt von vielen weiteren Faktoren ab.

Umgebungsbedingungen und Vermehrung

Jede Pflanze stellt gewisse Standortansprüche. Je toleranter eine Pflanze in ihren Standortansprüchen, desto stärker ist ihre Vermehrungsquote. Passen Boden- und Feuchtigkeitsverhältnisse, keimen mehr Samen als unter ungünstigen Bedingungen. Wer da nicht mäkelig ist, hat gute Chancen. Wie viele der Sämlinge dann tatsächlich zur vollen Größe heranwachsen, hängt von weiteren Faktoren ab.

Fressfeinde

Jeder Gartenbesitzer kennt das Spiel wahrscheinlich: Jungpflänzchen gesetzt und schon finden sich gefräßige Schnecken und Raupen ein und dezimieren die Bestände. Was sich im Garten noch einigermaßen regulieren lässt, kann in der freien Natur ganz anders ablaufen. Oft reagiert die heimische Tierwelt nicht, verzögert oder nur in Notfällen auf neue Kost. Teilweise werden auch Pflanzen aus Übersee gezielt für Gärten importiert. Weil ihnen hier die Fressfeinde fehlen, gelten sie als ’schädlingstolerant‘. Je leckerer eine Pflanze für die Tierwelt, desto weniger Exemplare werden groß genug, dass der nächste Faktor ins Spiel kommen kann.

Lichtverhältnisse

Schnellwüchsige Pflanzen sind hier stark im Vorteil, sie wachsen der Sonne entgegen und können unliebsame Konkurrenz im wahrsten Sinne des Wortes klein halten. Andere haben sich darauf spezialisiert, auch mit sehr wenig Licht auszukommen und können große Schattenflächen überwuchern.

Nährstoffbedarf

Oft sind sie dann auch noch genügsam und können auch auf kargem Boden schnell wachsen. Oder sie saugen aus nährstoffreichem Boden schnell sehr viele Nährstoffe raus, dann bleibt für die (heimische) Konkurrenz möglicherweise nicht mehr viel übrig. Gerade auf Magerstandorten sind Neophyten oft tatsächlich stark im Vorteil gegenüber heimischen Arten. Nicht nur dass sie schneller und üppiger wachsen; durch Laubfall bringen sie Humus in den mageren Boden ein. Die Robinie beispielsweise reichert den Boden sogar mit Stickstoff an und sorgt so dafür, dass manche heimischen Pflanzen dort tatsächlich nicht mehr gedeihen.

Kommen mehrere dieser Faktoren zusammen, dann kann das dazu führen, dass eingebrachte Pflanzen die bisherige Pflanzengesellschaft tatsächlich verdrängt.

Also doch alle rausreißen?

Neophyten im Garten

Das lässt sich meiner Meinung nach nicht so einfach beantworten. Ein Garten ist nicht Natur. Man kann ihn zwar naturnah gestalten, ohne regulierende menschliche Eingriffe wird er aber sehr schnell von bspw Efeu und Brombeere überwuchert. Vor allem wenn ein Garten in irgendeiner Form bewirtschaftet war, weist der Boden andere Eigenschaften auf als in der freien Natur. Gartenzaun und Bebauung halten Tiere fern, die in freier Natur regulierend eingreifen würden – Hasen und Rehe zum Beispiel.

Aber man könnte doch den Garten mit ausschließlich heimischen Pflanzen gestalten? Ganz ohne Neophyten. Ich versuche, es differenziert zu betrachten:

Gesundheitsschädliche Neophyten?

Ambrosia und Riesenbärenklau würden auch mich sofort zu Handschuhen und Müllsack greifen lassen. Die beiden haben direkte negative gesundheitliche Auswirkungen und sollten tatsächlich nicht wachsen und sich verbreiten dürfen.

Welcher Neophyt ist es?

Hier wird es dann schon sehr viel differenzierter. Ganz schlimm verschrieen sind zur Zeit ja beispielsweise Kirschlorbeer und Sommerflieder. „Die stehen auf der schwarzen Liste!!!“ tönt es da schnell. Schwarze Liste klingt schlimm und schwupps isse weg… ohne zu hinterfragen, welche schwarze Liste denn da gemeint ist.

Denn es gibt einige verschiedene Listen. Die Schweiz hat welche, die EU (als pdf anschauen) hat welche und das  Bundesamt für Naturschutz (BfN) sogar mehrere:

Für invasive Arten gibt es beim BfN eine

  • Warnliste. Darin sind in Deutschland noch nicht vorkommende invasive Arten aufgeführt. Da stehen Vorsorgemaßnahmen im Vordergrund, weil die gar nicht erst hierher kommen sollen. Die Wahrscheinlichkeit, solche im Garten vorzufinden, ist eher gering einzustufen. Falls doch – weg damit!
  • Aktionsliste. für in Deutschland bisher nur kleinräumig vorkommende invasive Arten, bei denen die weitere Verbreitung verhindert werden soll. Auch die sind mit geringer Wahrscheinlichkeit im Garten. Falls doch – weg damit!
  • Managementliste für in Deutschland bereits großräumig vorkommende invasive Arten. Hier bestehen gute Chancen, dass sich einige dieser Kandidaten auch in deinem Garten finden lassen, der gemeine Flieder oder die Kartoffel-Rose zum Beispiel. Zu diesen Pflanzen laufen Studien und ihnen sollte man als Gartenbesitzer etwas Aufmerksamkeit widmen, so wie auch den potenziell invasive Arten, die in zwei weiteren Listen aufgeführt sind:
  • Handlungsliste: (lokale) Maßnahmen sind trotz des derzeit noch ungenügenden Wissensstandes bereits zu begründen
  • Beobachtungsliste: Monitoring und Forschung stehen im Vordergrund, weitergehende Handlungen erscheinen auf Grund des geringen Kenntnisstands nicht gerechtfertigt zu sein

Zu den wichtigsten Arten hat das BfN Portraits inasiver und potenziell invasiver Gefäßpflanzen angefertigt. Dort ist sehr gut beschrieben, unter welchen Umständen eine Pflanze in welcher Umgebung zur Gefahr werden kann und wie man dies unter Umständen mit einfachen Mitteln verhindern kann, indem beispielsweise das Aussamen verhindert wird.

Nicht alle Neophyten finden sich auf einer dieser Listen, denn wie bereits ausgeführt, werden sie nicht alle auffällig. Ich greif mal welche aus der (Gesamt-)Auflistung der Neophyten in Deutschland von Wisskirchen und Haeupler raus, die ich näher kenne, weil sie in meinem Garten vorkommen:

Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)

Sie kommt aus Nordamerika und ist hier seit 1651, gilt als etabliert, steht auf der Managementliste des BfN.

Wie verbreitet sie sich?

Die Goldrute bildet zwar auch Samen aus, in erster Linie verbreitet sie sich aber über ihre Rhizome. Wenn Teile davon irgendwohin gelangen, wo sie sich gut ausbreiten können, dann kann sie größere Flächen einnehmen und unter Umständen andere Pflanzen verdrängen. Besonders auf Magerstandorten und Streuwiesen kann das passieren.

Welchen Nutzen hat sie?

Die kanadische Goldrute blüht relativ spät im Jahr und ist heftig umschwirrt. Nicht nur die Generalisten unter den Wildbienen sind an ihr zu finden, sondern auch jede Menge Schwebfliegen und verschiedenste Wespenarten. Auch die Honigbienen mögen sie, weshalb manche Imker sie gezielt ansiedeln und nutzen. Alle Goldruten gelten auch als Heilkräuter. Sie wachsen schnell und sehr hoch und dicht, können so einen reizvollen Sichtschutz oder Strukturelement im Garten bilden.

Wie verbreitet sind sie in der Umgebung?

Hier sind sie in einem Nachbargarten sehr stark vertreten. Von dort kam wohl auch eine zu mir. Größere Vorkommen in der Natur sind mir in der näheren Umgebung bisher nicht aufgefallen.

Wie gehe ich mit der Goldrute in meinem Garten um?

An ausgewählten Stellen darf die kanadische Goldrute bei mir für jeweils zwei bis drei Jahre bleiben. Nach der Blüte  schneide ich die verblühten Rispen ab und lasse die Stängel stehen, als Überwinterungsmöglichkeit für Insekten. Ich beobachte sie seit Jahren, sie lässt sich relativ gut entfernen. Selbstverständlich bringe ich ausgegrabene Rhizome NICHT in die Natur aus. Bisher konnte ich sie auch an schwierigeren Stellen zwischen Steinen immer problemlos durch wiederholtes Ausreißen der jungen Triebe entfernen.

Das ausführliche Portrait der kanadischen Goldrute des BfN gibt viele  weiterführende Informationen zu dieser Pflanze und ihren Eigenschaften. In Österreich und vor allem in der Schweiz verursacht sie teils ernsthafte Probleme und wird bekämpft.

Blühende kanadische Godlrute

Der gewöhnliche Flieder (Syringa vulgaris)

Er kommt aus Südosteuropa und ist hier seit 1588, gilt als etabliert, steht auf der Managementliste des BfN.

Wie verbreitet er sich?

Flieder verbreitet sich über Wurzelausläufer und Samen. Um ihn unter Kontrolle zu halten, können die Samenstände entfernt werden und die Ausbreitung der Schösslinge durch Wurzelsperre oder sonstige Entfernung sichergestellt werden.

Welchen Nutzen hat er?

Nicht nur Bienen und Hummeln mögen die Fliederblüten, auch Rosenkäfer habe ich schon daran gesichtet. Sein Duft und seine Blüten bezaubern. In größeren Fliedern halten sich Vögel gerne auf, nisten sogar dort.

Wie verbreitet sind sie in der Umgebung?

In vielen Gärten stehen Flieder und ehrlich gesagt, hätte ich sie als heimisch oder zumindest lange etabliert angesehen. Kein Bauerngarten ohne Flieder am Rand. Dennoch ist mir der gemeine Flieder bisher nicht als sonderlich ausbreitungswütig aufgefallen, warum er auf der Managementliste gelandet ist, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Ein Portrait hat das BfN bisher noch nicht zu bieten. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass er in entsprechender Umgebung, bspw. am Waldrand so stark wüchsig werden kann, dass er zum Problem wird.

Die weitere Entwicklung werde ich aufmerksam verfolgen, aber momentan (noch) keine weiteren Maßnahmen ergreifen. Denn er steht in so vielen Gärten, dass es in meinen Augen verschwendete Energie wäre, ihn in meinem Garten zu entfernen, wo er doch leicht kontrollierbar ist, wenn er sich gleichzeitig aus diversen Nachbargärten weiterverbreiten könnte. Der nächste freie Waldrand ist von hier weit genug weg.

rosenkäfer
Rosenkäfer am Flieder

Gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium)

Sie stammt aus Nordamerika, seit 1841 hier angesiedelt und steht auf der Beobachtungsliste, werden also als potenziell invasiv angesehen.

Wie verbreiten sie sich?

Ihre Samen stecken in Beeren, die von Vögeln gefressen und wieder ausgeschieden werden. Das bedeutet, dass nicht nur im unmittelbaren Umkreis mit Sämlingen zu rechnen ist, sondern auch in Vogelflugweite.

Welchen Nutzen haben sie?

Die Mahonie lockt im frühen Frühling mit ihrer duftenden Blüten jede Menge (Wild-)Bienen an. Die Beeren dienen u.a. Vögeln als Nahrung und im Schatten ihres dichten, immergrünen Blattwerks hat sich hier der Igel ein Tagesnest eingerichtet.

Wie verbreitet sind sie in der Umgebung?

In vielen Gärten und Grünlagen sind hier bei uns Mahonien angepflanzt. In der freien Natur sind sie mir bisher noch nicht negativ aufgefallen.

Wie gehe ich mit der Mahonie in meinem Garten um?

Die Mahonie ist eins meiner Lieblingsbeispiele für den differenzierten Umgang mit (potenziell) invasiven Neophyten. Bis ich überhaupt davon erfahren habe, dass sie so eingestuft ist, war sie schon einen guten Kubikmeter groß und solide eingewachsen. Sie blüht etwa zeitgleich mit der Kornelkirsche, die gern als Alternative empfohlen wird. Doch statt einem blindwütigen Rausreißen, ist mein Vorgehen dabei so: Die Mahonie bleibt. Zumindest erstmal. Sollte es eine Neubewertung geben und im Zuge dessen die Mahonien in den öffentlichen Anlagen entfernt werden, überlege ich mir das nochmal. Meine Mahonie versorgt in jedem Frühling etliche Generalisten mit Pollen und Nektar.

Eine Kornelkirsche wird zusätzlich irgendwo anders auf dem Grundstück Einzug halten. Neuanpflanzungen verteile ich über mehrere Jahre, denn Neugepflanztes braucht Aufmerksamkeit und zusätzliches Wasser. Es dauert Jahre, bis neue Pflanzen soviel Nahrung und Lebensraum bieten wie gut eingewachsene. Nach meiner Einschätzung überwiegt der Nutzen meiner Pflanze ganz erheblich das Risiko, dass ausgerechnet von ihr das Samenkörnchen per Vogel in ein gefährdetes Gebiet gebracht wird. Zumindest solange in der näheren Umgebung noch so viele andere Exemplare wachsen.

Mauerbiene an Mahonie
Dieser Mauerbiene schmeckt die Mahonie

Einjähriges Berufkraut / Feinstrahl (Erigeron annuus)

Es stammt aus Nordamerika, seit 1684 hier verbreitet. In Deutschland gilt es bisher nicht als invasiv, in der Schweiz steht es dagegen auf der schwarzen Liste. Und das ganz sicher nicht zu Unrecht, denn es breitet sich zumindest in meinem Garten sehr stark aus. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn ich jedes Miniberufkraut direkt rupfen würde, denn auf dem Nachbargrundstück wird für reichlich Nachschub gesorgt.

Wie verbreitet er sich?

Der Wind verbreitet die Samen des Feinstrahl. Davon gehen bei mir im Garten sehr viele auf und wenn ich nicht hinterher wäre, hätte er schon die Herrschaft an sich gerissen.

Welchen Nutzen hat er?

Zwei bis drei Pflanzen lasse ich wachsen und blühen, denn sie sehen ausgesprochen hübsch aus mit ihren kleinen weißen Blüten und füllen durch ihre Anspruchslosigkeit ziemlich schnell Lücken in der Bepflanzung. Schwebfliegen und Minibienchen habe ich an ihnen schon beobachtet. Der Rest darf Blätter kriegen und dann vor der Blüte zu Mulch werden.

Wie verbreitet sind sie in der Umgebung?

Tja, Feinstrahl habe ich schon am Feldrand gesehen. Inwiefern er dort andere Pflanzen verdrängt, kann ich nicht beurteilen.

Berufkraut

Mein Fazit zum Umgang mit (potenziell) invasiven Neophyten

Panik ist unangebracht. Information und Beobachtung umso mehr.

Schau genau, was in deiner Umgebung wirklich in die freie Natur übergreift. Das hängt ganz stark davon ab, wie es in deiner Umgebung aussieht. Wohnst du am Waldrand oder innerorts? Im Gebirge oder einer Ebene? Ist dein Wohnort von Feldern oder freier Landschaft umgeben?

Überleg dir, ob du das mit einfachen Maßnahmen verhindern kannst, zum Beispiel Rückschnitt nach der Blüte, so dass Aussamen verhindert wird.

Bei Neuanpflanzungen im Vorfeld informieren und bei vorhandenen Bepflanzungen oder ‚Vogelgeschenken‘ zwar kritisch, aber nicht panisch reagieren.

Bei allen Maßnahmen überlege ich mir immer auch, wie erfolgversprechend diese denn sind. Und wieviel Energieaufwand dafür nötig ist.

Auch was den Schutz seltener Insekten angeht, wird es nicht funktionieren, durch den bloßen Austausch der Neophyten durch heimische Pflanzen in einem einzelnen Garten, die Wunschinsekten anzusiedeln. Dafür müssen ganz viele Faktoren stimmen. Wildtiere brauchen Lebensräume, die über einen Garten hinaus gehen.

Warum werden Pflanzen, die schon lange hier etabliert sind, invasiv?

Ich kann mir nur drei Gründe vorstellen:

  1. Entweder werden sie vom Menschen (als Mode) in großer Menge angepflanzt (bspw. Kirschlorbeer). So entfalten sie ein wesentlich größeres Verbreitungspotential. Wenn sie dann noch auf passende Bedingungen treffen, breiten sie sich stark aus.
  2. Oder sie werden möglicherweise sogar direkt in die Natur entsorgt (absolutes NoGo!).
  3. Umweltveränderungen spielen ihnen in die Hände. Dafür kommt nicht nur Klimawandel, sondern auch Überdüngung oder geänderte Bewirtschaftung von Flächen in Frage.

Gegenmaßnahmen

Sinnvoll fände ich es, den Verkauf (potenziell) invasiver Neophyten zu verbieten, um die gewollte Neuansiedlung abzustellen. Oder zumindest eine weitreichende und umfassende Aufklärungsarbeit zu Alternativen in die Gänge zu bringen.

Für bereits vorhandene Pflanzen sollte jedoch mit gesundem Menschenverstand, Berücksichtigung möglichst vieler Umgebungsfaktoren und individueller Möglichkeiten, entschieden werden. Eine behutsame Gartenumgestaltung kann sich über Jahre, ja Jahrzehnte ziehen.

Generelles Umdenken wäre angebracht: Monokulturen bei Hecken finde ich nicht nur langweilig anzuschauen (was ja Geschmackssache ist), sie haben auch den Nachteil oft gemeinsam Krankheiten zum Opfer zu fallen oder wegen Überalterung, Trockenheit oder anderer Faktoren komplett ausgetauscht werden zu müssen. Eine schön gemischte Hecke mit zumindest überwiegend heimischen Pflanzen hingegen lässt sich jederzeit ergänzen und so gestalten, dass nicht nur das Auge, sondern auch die Tierwelt Abwechslung hat.


Weiterführende Links:

Michael Streckfuß: Dossier Invasive Arten

BfN-Handbuch: Portraits wichtiger invasiver und potenziell invasiver Gefäßpflanzen

Eine Antwort auf „Mach’s weg!!! Ein Neophyt!!!“

  1. Dem Text stimmen wir voll und ganz zu. Viel schlimmer finden wir z. Bsp. Das in der freien Natur sich ausbreitende Pflanzen, die sehr invasiv sind, dabei denken wir an den Japanknöterich nicht bekämpft werden. Maximal am Straßenrand abgemäht werden. Er wächst gnadenlos an fast jedem Fluss oder Bach, am Wald und Straßenrand. Spricht man Gemeinden oder ähnliches an, gibt es oft nur Schulter zucken und wer soll das denn machen….

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