2019 ist hier, wie an vielen anderen Orten ein echtes Blattlausjahr. Durch die Witterung begünstigt, haben sich die kleinen schwarzen und grünen Quälgeister explosionsartig vermehrt. Einmal kurz unterm Holler (Holunder) durchgelaufen und das klebrige Ökohaarspray (Ausscheidungen der Blattläuse) sorgt für perfekten Halt der Frisur…
Aber eigentlich benutze ich gar kein Haarspray und wofür zum Kuckuck sollen Blattläusen denn gut sein? In Gartengruppen häufen sich die Fragen nach den ultimativen Tipps gegen Blattläuse. Die Antworten reichen von Abreiben oder mit Wasserschlauch abspritzen bis hin zu mehr oder weniger giftigen und schädlichen Rezepturen. Dabei sind Blattläuse doch ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. Als Futter für junge Meisen zum Beispiel.
Wie schädlich sind Blattläuse?
Viele Gartenbesitzer befürchten, dass ihre Pflanzen ernsthaft leiden oder sogar eingehen. Nach meiner Erfahrung passiert eher wenig. Manche glauben, die wenigen Marienkäfer schaffen das ja gar nicht. Noch nicht, denn die Marienkäfer haben nach dem Winter und vor dem großen Fressen erstmal noch eine andere Aufgabe: für mehr Marienkäfer sorgen. Dafür spähen sie die Gegend aus. Dort, wo der Tisch reich gedeckt ist, suchen sie dann nach Traummann/-frau. Frau Marienkäfer verlässt sich dabei nicht unbedingt nur auf den einen Traummann, sie paart sich mit bis zu 20 Marienkäferherren. Erst danach legt sie (je nach Art) zwischen 200 und 2000 Eier. Die Gelege sind in kleinen Gruppen an der Unterseite von Blättern oder in Ritzen von Baumrinde. Das spielt sich zwischen Ende April und Anfang Mai ab.
Wielange die Reifezeit in den Eiern dauert, ist von Luftfeuchtigkeit und Temperatur abhängig. Etwa fünf bis acht Tage ist die normale Zeitspanne. Wird es nochmal zu kalt, bleibt die Entwicklung unter Umständen stehen. Danach schlüpft die Larve aus dem Ei. Sie braucht für ihre Entwicklung 30-60 Tage und Futter, viel Futter. In erster Linie sind das Blattläuse und andere Pflanzenläuse, aber auch Mehltau oder Schimmelpilze. Wird das Nahrungsangebot knapp, dann fressen sie auch Pollen, Artgenossen oder Pflanzenteile. Wie gut, wenn die Blattläuse nicht in der Zwischenzeit weggespritzt oder vergiftet wurden. Nur als grobe zeitlich Orientierung: Bis man erkennbar was von der Anwesenheit von Marienkäfern und ihren Larven bemerkt, können zwei bis sechs Wochen vergehen. Aber dann…
Marienkäferlarven häuten sich mehrmals und kleben sich dann zum Verpuppen mit dem Hinterteil an ein Blatt an. Nach etwa 6 bis 9 Tagen schlüpft aus der Puppe der fertige, zunächst noch punktlose Käfer.
Normalerweise schlüpft eine zweite Generation im Juli/August, im Herbst suchen sich dann ganze Gruppen von Marienkäfern ein Überwinterungsquartier. Perfekt dafür sind Laub, Steine, Moos, Baumrinde oder Gras. Gut, wenn es in deinem Garten dafür geeignete Ecken gibt, denn damit steigen die Chancen, dass die netten Käferchen schnell an Ort und Stelle sind, wenn im nächsten Frühling die Blattläuse wieder auftauchen.
Blattläuse haben viele Fressfeinde
Neben den Marienkäfern gibt es noch eine ganze Reihe anderer Tiere, die Blattläuse als Futter dringend brauchen: Schwebfliegenlarven, Florfliegenlarven (Blattlauslöwen), Schlupfwespenlarven, Raupenfliegen, Raubwanzen, Laufkäfer, Weichkäfer, Spinnen und Vögel. Auch wenn es ein paar Tage dauert, bis die Fressfeinde den gedeckten Tisch abräumen, lohnt es sich das bisschen Geduld aufzubringen und Blattlausbefall auszuhalten. Und auf jeden Fall vor irgendwelchen Maßnahmen ganz genau schauen, ob die Larven nicht schon gut versteckt aktiv sind.
Ich habe in meinem Garten absichtlich Pflanzen, von denen ich weiß, dass sie Blattlausmagneten sind: Holunder, Hibiskus, Ringelblume, Kapuzinerkresse zum Beispiel. In professionellen Anbau wird dieses Prinzip teilweise ganz gezielt eingesetzt. Am Salbei hab ich vor Jahren zum ersten Mal bewusst Marienkäferlarven entdeckt. Doch schon viel länger mache ich die Beobachtung, dass Abwarten und Tee trinken gut funktioniert, wenn die wichtigsten Bedingungen drumherum stimmen. Dazu gehören auch Bereiche mit trockenem Laub, Reisig oder stehengelassene Staudenstengel als Winterquartier für Marienkäfer und allerlei andere nützliche Krabbler.
Wieso habe ich das jetzt erst entdeckt??
Liebe Sabine Feickert, unter Gartenfreund*innen sag ich einfach mal Du – Du schreibst mir voll aus der Seele!
Deine kurzen, aber treffenden Schilderungen sollten viel weiter verbreitet werden, das würde wahrscheinlich vielen Gartenfreund*innen wesentlich mehr Entspannung in punkto Gartenarbeit bringen. Und andere, die vielleicht so ähnlich garteln, aber in einem Nagelscherenrasen- und Schottervorgartenumfeld alleine kämpfen müssen, bestärken! Und witzig schreibst Du auch noch!
Gefällt mir sehr gut, hast einen neuen Fan in Norddeutschland gefunden! Liebe Grüße aus Lehrte von Jens und Suse und Hundeelse Ellis und Solitär-Huhn Black Pearl