Meine liebste Universalgartenschere ist eine Felco 4. Sie liegt sehr gut in der Hand, ist robust und schneidet richtig gut. Sie ist hier seit etlichen Jahren im Gebrauch, wurde bestimmt nicht immer gut behandelt und funktioniert trotzdem noch einwandfrei. Die Felco 4 ist überwiegend aus geschmiedetem Aluminium und dadurch angenehm leicht.
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Die Griffe der Felco 4
Die Griffe sind mit rotem Soft PVC überzogen. So kann kein Kunststoff brechen und die Schere unbrauchbar machen. Das Material fühlt sich gut an, auch wenn es mal feucht wird, bleibt es rutschfest. Selbst wenn man ganz trockene Hände hat sind die Griffe nicht rutschig. Es scheuert auch bei längerem Arbeiten nicht und hat keine fiesen Kanten. Die Hände liegen so dran, dass ich mir keinen Finger oder Daumen einklemmen kann. Die Griffe sind lang genug, um eine gute Hebelwirkung zu erzielen. Gleichzeitig sind sie aber so geformt und vom Öffnungswinkel her so angelegt, dass man auch mit nicht so großen und vor allem zierlichen Frauenhänden gut mit dieser Schere super arbeiten kann. Aber auch für Männerhände ist sie geeignet. Linkshänder sollten sich die Felco 16* anschauen.
Die Klingen der Felco 4
Die Klingen dieser Bypassschere sind aus gehärtetem Stahl. Die Schere ist verschraubt, lässt sich also bei Bedarf auseinandernehmen und die Klinge* lässt sich auswechseln. Meine ist schon seit etlichen Jahren im Einsatz, letztens hab ich sie zum ersten Mal nachgeschärft und ihr ein paar Tropfen Nähmaschinenöl* (Liqui Moly* oder Ballistol* geht auch) spendiert. Das sollte man eigentlich regelmäßig machen, auch um zu verhindern, dass sich Rost ansetzt. Aus Erfahrung kann ich aber berichten, dass sie auch mit Rost noch schneidet und sogar der Schreck, als dieses Frühjahr die Feder verrostet war, ließ schnell nach, denn sie funktioniert immer noch. Zwei, drei Bewegungen und sie war wieder gangbar. Die Feder lässt sich aber auch einfach auswechseln und ist als Ersatzteil* erhältlich. In der Klinge ist eine Einkerbung um Draht zu schneiden. Das sollte man nur an dieser Stelle machen, denn sonst kann es Scharten in der Schneidfläche geben.
Wofür ich die Felco verwende
Sie ist meine Brot- und Butter-Schere. Die Felco kommt wirklich fast jeden Tag zum Einsatz. Ob nun der wuchernde Efeu oder der nicht minder einnehmende wilde Wein eingedämmt oder verblühte Tulpen, Schwertlilien oder Goldrute zurückgeschnitten werden sollen, klarer Fall für die Felco. Sie hilft mir beim Salbei, den Ringelblumen, Forsythienzweigen, Rosen, Thymian, Bartnelken und noch viel mehr. Ein Blumenstrauß für die Vase, verwelkte Blüten oder getrocknete Samenstände für die Aussaat im nächsten Jahr schneide ich hauptsächlich damit.
Wenn es filigraner wird, so beispielsweise bei Lavendelblüten (für Duftsäckchen und Tinktur), Hornveilchen (zur Samengewinnung), Pfefferminze (für Tee) oder um Tomaten auszugeizen, kommt die zierlichere Ausputzschere zum Einsatz. Nach oben liegt die Grenze der Felco bei etwas mehr als daumendick, je nachdem wie stark das Schnittgut verholzt ist. Ein ganz großer Teil der Gartenarbeiten fällt aber in die Zuständigkeit der Felco und lange Zeit hab ich sie (oder meine Fingernägel) auch für die feinen Sachen genutzt. Die Ausputzschere ist nice to have, die Universalschere ein absolutes Muss. Wer bei diesem Einsatzgebiet spart, spart definitiv an der falschen Stelle, hier zahlt sich Qualität auf jeden Fall aus.
Vergleich mit einer Billigschere
Irgendwann hat mich der Rappel gepackt und ich habe einen Doppelpack Gartenscheren für ein paar Euronen beim Kaffeeröster oder in irgendeinem Discounter gekauft. Teflonbeschichtete Klingen, eine Bypass-, eine Ambossschere… und im Vergleich zur alten Felco schneiden beide nicht besonders gut ab. Warum? Die Griffe sind aus Kunststoff, zwar nicht so unangenehm hart und kantig wie Kunststoffgriffe auch sein können, aber sie verkratzen ganz stark und kriegen so richtige Riefen. Davon krieg ich Blasen an den Handflächen. Und tatsächlich ist es bei der Form der Griffe schon passiert, dass ich mir Finger/Daumen eingeklemmt habe. Dort, wo die Feder liegt, gehen die Kunststoffgriffe so dicht aneinander, dass da tatsächlich ein Finger reinrutschen und einklemmen kann. Die Bypassschere ist eine ziemlich faule Socke, denn nach jedem Schnitt meint sie, jetzt wär aber genug und klappt die Verriegelung zu. So richtig nachstellen lässt sie sich auch nicht und saubere Schnitte sehen ganz anders aus, zumeist quetscht sie den Stengel nur. Die Ambosschere aus diesem Sortiment ist total überflüssig, denn erstens schließt sie nicht mehr richtig und zweitens sind die Griffe viel zu kurz, um wirklich mal was Dickeres durchzuschneiden. Hebelwirkung ist nicht… nur der Nachteil der grünen Griffe kam noch nicht zum Tragen – bisher ist noch keine der Beiden in einem Grünschnitthaufen verschwunden. Das könnte daran liegen, dass ich immer wieder zu meinen liebsten ‚Roten‘ greife…
Kleiner Minuspunkt der Felco 4
Leider ist bei der Felco 4 der Sicherungsriegel vernietet. Sollte sie mir irgendwann mal abhanden kommen, so würde ich als Ersatz die Felco 2* kaufen. Bei dieser ansonsten ähnlichen Gartenschere ist der Sicherungsriegel verschraubt, somit lässt sich unerwünschtes Zuklappen noch besser verhindern. Bei der Felco 4 kann man die Arretierung durch vorsichtige Hammerschläge fixieren, ein Schräubchen nachziehen ist da die elegantere Lösung. Aber das wäre für mich jetzt kein Grund, ein ansonsten wirklich tolles Gartenwerkzeug auszurangieren.